// Projekte / Ruhrtriennale – Festival der Künste 2015 – 2017

Ruhrtriennale 2015 – 2017
Dramaturgie
Gelsenkirchen / Bochum 2014 – 2017
Kultur Ruhr GmbH
Intendant: Johan Simons


Die Ruhrtriennale ist das Festival der Künste in der Metropole Ruhr. In ehemaligen Kraftzentralen, Kokereien, Gebläsehallen, Maschinenhäusern und Kohlenmischanlagen, auf Halden und Brachen von Bergbau und Stahlindustrie zeigt das Festival jeden Sommer Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Installationen und Konzerte. Über sechs Wochen wird die Einzigartigkeit dieser nachindustriellen Orte mit aktuellen Entwicklungen der internationalen Kulturszene verbunden. Uraufführungen, Weltpremieren und Neue Werke prägen den Spielplan. Jede Saison gehen Festival-Inszenierungen vom Ruhrgebiet aus auf Welttournee.

Der Intendant der Ruhrtriennale von 2015 – 2017 ist der niederländische Theater- und Opernregisseur Johan Simons. Seiner Ruhrtriennale steht das Motiv »Seid umschlungen« voran als Geste der künstlerischen, gesellschaftlichen und geogra­phischen Umarmung. Zentral für die Intendanz sind die Öffnung für neue Publikumsgruppen und eine stärkere Verankerung des Festivals im regionalen Bewusstsein der Menschen, verbunden mit einer größeren internationalen Ausrichtung im europäischen Kontext. Jede Saison wird ein neuer eindrucksvoller, nachindustrieller Spielort für das Festival erschlossen und somit der Wirkungsradius der Ruhrtriennale erweitert. Die Programmkommunikation wurde strategisch und methodisch neu ausgerichtet, um der offenen Haltung Ausdruck zu verleihen. Die Schaffung eines Festivalzentrums vor der Bochumer Jahrhunderthalle, verbunden mit einem breiten, kostenfreien Veranstaltungsprogramm, ist eine der nachhaltigsten Innovationen der Intendanz. Inhaltlich reagiert das Festival auf aktuelle politische Entwicklungen und stellt Fragen nach der Gültigkeit der Werte der europäischen Aufklärung, nach Religion und Migration sowie gesellschaftliche und künstlerische Zukunftsfragen in den Mittelpunkt des Programms.

Für die Ruhrtriennale 2015 – 2017 Programm- und Produktionsdramaturgie, darunter für Uraufführungen von Anne Teresa De Keersmaeker (»Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke«), Susanne Kennedy und Markus Selg (»MEDEA.MATRIX«) und Johan Simons (»Die Fremden«), daneben Arbeit für Produktionen von Nicolas Stemann, Ivo van Hove, Krzysztof Warlikowski. Neukonzeption und Leitung der Projektreihe Campustriennale zur nachhaltigen Förderung des künstlerischen Nachwuchses (Campustriennale College als Workshop- und Begegnungsprogramm für Studierende aus aller Welt, Campustriennale Masterclass als Aufführungsstipendium für junge Theaterkollektive, Campustriennale Exhibition als Produktionsstipendium für junge Installations- und Fotokünstler*innen). Konzeption verschiedener Diskursformate (Festspielrede, Johans Saloon, Johans High Noon, ZEIT Forum Kultur) u.a. mit Carolin Emcke, Byung-Chul Han, Herta Müller.

www.ruhrtriennale.de

© Ruhrtriennale

Die Göttliche Komödie – PARADISO
Von Dante Alighieri
Szenische Lesung
Mit: Thomas Anzenhofer, Jele Brückner, Michael Lippold
Regie: Laura Olivi
Textfassung, Dramaturgie: Laura Olivi, Vasco Boenisch
08.09.2017
Ruhrtriennale, Refektorium


Null K
Von Don DeLillo
Romanlesung
Mit: Steven Scharf
Textfassung: Vasco Boenisch
02.09.2017
Ruhrtriennale, Refektorium


MEDEA.MATRIX
Uraufführung
Von Susanne Kennedy und Markus Selg
Regie, Konzept: Susanne Kennedy
Raum, Konzept: Markus Selg
Video: Markus Selg, Rodrik Biersteker
Sounddesign: Richard Janssen
Kostüm: Lotte Goos
Licht: Jurgen Kolb
Dramaturgie: Vasco Boenisch
Mit: Birgit Minichmayr sowie Statistinnen der Ruhrtriennale
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
Premiere: 15.09.2016
Ruhrtriennale, Gebläsehalle, Landschaftspark Duisburg-Nord


Die Fremden
Uraufführung
Nach dem Roman »Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung« von Kamel Daoud
In einer Fassung von Vasco Boenisch und Tobias Staab
Musikalische Leitung: Reinbert de Leeuw
Regie: Johan Simons
Bühnenbild: Luc Goedertier
Kostüm: An De Mol
Licht: Dennis Diels
Film: Aernout Mik
Soundscapes: Wouter Snoei
Sounddesign: Will-Jan Pielage
Musikdramaturgie: Jan Vandenhouwe
Dramaturgie: Vasco Boenisch, Tobias Staab, Matthias Velle
Mit: Pierre Bokma, Benny Claessens, Elsie de Brauw, Sandra Hüller, Risto Kübar
Sopran: Katrien Baerts
Orchester: Asko|Schönberg
Eine Produktion der Ruhrtriennale und des NTGent.
Premiere: 02.09.2016
Ruhrtriennale, Kohlenmischhalle, Zeche Auguste Victoria, Marl


BUDE BETT BARGELD / Licht unserer Tage
Foto-Meisterkurse von Daniel Josefsohn und Julian Röder
Campustriennale Exhibition
Künstler*innen: Louisa Boeszoermeny, Jakob Ganslmeier, Gregor Schmidt, Julian Slagman
Kuratoren: Daniel Josefsohn, Julian Röder, Vasco Boenisch
Projektkonzeption und -leitung: Vasco Boenisch
Die Ergebnisse wurden in mobilen Ausstellungen in den Spielstätten der Ruhrtriennale während des Festivals präsentiert.
Zum Projekt erschien ein Katalog im DISTANZ Verlag sowie eine umfassende Dokumentation im Internet:
www.budebettbargeld.de
www.lichtunserertage.de
Eröffnung: 12.08.2016
Ruhrtriennale


Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke
Uraufführung
Von Anne Teresa De Keersmaeker
Mit: Anne Teresa De Keersmaeker, Michaël Pomero
Querflöte: Chryssi Dimitriou
Text: Rainer Maria Rilke: »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« (1906)
Musik: Salvatore Sciarrino: »Opera per auto – Immagine fenicia«; »All’aure in una lontananza« (Auszug)
Licht: Luc Schaltin
Bühne: Michel François
Kostüm: Anne-Catherine Kun
Grafikdesign: Casier/Fieuws
Dramaturgie: Vasco Boenisch
Eine Produktion von Rosas in Koproduktion mit der Ruhrtriennale und De Munt/La Monnaie (Brüssel), Concertgebouw Brügge, Théâtre de Gennevilliers mit dem Festival d’Automne à Paris, Sadler’s Wells (London), Les Théâtres de la Ville de Luxembourg.
Premiere: 24.09.2015
Ruhrtriennale, Gebläsehalle, Landschaftspark Duisburg-Nord


Ausstellungsstück
Neue Kunst in leer stehenden Ladenlokalen
Campustriennale Exhibition
Künstler*innen: Niko Abramidis & NE, Sebastian Freytag, René Kersting, Hanna Koch, Jens Kothe, Zarah Landes, Tim Löhde, Anne Mahlow, Anthony Nestel, Philipp Reitsam, Leander Ripchinsky, Zahava Rodrigo, Thorsten Schoth
Kurator: Vasco Boenisch
Eröffnung: 15.08.2015
Ruhrtriennale, Ladenlokale in Bochum, Dinslaken und Duisburg


Unter Welten
Zwischen Welten
Neue Welten

3 x 3 Uraufführungen
Campustriennale Masterclass 2015 – 2017
Theaterkollektive: Jens Maurits Orchestra, Johannes Ender, Shauloff/Stange (2015); Leien des Alltags, roda/born, Larissa Bischoff/Ksenia Ravvina (2016); Full Frontal Theatre; Thomas Bartling/Jan Gehmlich/Dominik Meder; Liliane Koch/Pia Richter/Thea Rinderli (2017)
Projektleitung, Dramaturgische Beratung: Vasco Boenisch
Premieren: 12.09.2015, 17.09.2016, 23.09.2017
Ruhrtriennale, Ringlokschuppen Ruhr, Schauspiel Essen, Schauspielhaus Bochum, Theater Oberhausen

Simons‘ Triennale war ein Gewinn.

Jens Dirksen über die Ruhrtriennale 2015 – 2017 (Westfälische Rundschau)

Die Ruhrtriennale ist unter Johan Simons eher ein Organismus, der sich drei Jahre lang weiterentwickelt hat. […] Das junge Dramaturgenteam hat intensiv mit den Künstlerinnen und Künstlern gearbeitet. Das macht die Atmosphäre von Aufrichtigkeit und Offenheit aus.

Stefan Keim über die Ruhrtriennale 2015 – 2017 (Welt am Sonntag)

»Seid umschlungen« heißt das Motto seiner Ruhrtriennale. Umschlingen heißt nicht Küsschen geben. Das ist etwas Ernsteres.

Stefan Keim über die Ruhrtriennale 2015 – 2017 (Welt am Sonntag)

Wie kein anderer Triennale-Intendant vor ihm hat Simons das Prinzip beherzigt, die Inszenierungen dieses Festivals aus den industriekulturellen Schauplätzen zu entwickeln. […] Simons ließ sie zu Mit-Akteuren werden. Sein Motto »Seid umschlungen« galt ihnen genauso wie den Menschen. Er hat es verstanden, um das Triennale-Epizentrum Jahrhunderthalle für die Zeit zwischen Ferien-Ende und Stadttheater-Start eine echte Festivalatmosphäre zu erzeugen, mit einem ermutigend jungen Publikum.

Jens Dirksen über die Ruhrtriennale 2015 – 2017 (Westfälische Rundschau)

Was Offenheit bedeuten kann, hat Simons im Ruhrgebiet zu zeigen versucht. Die Ruhrtriennale bespielte wüste Kohlenmischhallen in stillgelegten Zechen an den Rändern des Reviers, etwa in Lohberg bei Dinslaken oder in Marl. Die Bewohner von Stadtvierteln wurden zu Diskussionen eingeladen. Oft sah man in Simons’ Inszenierungen, etwa in »Die Fremden«, Migranten in den Zuschauerreihen, ganze Familien, Frauen mit Kopftüchern.

Dorothea Hülsmeier über die Ruhrtriennale 2015 – 2017 (dpa)

All das waren und sind gleichnishafte Geschichten mit realem Kern. Poetische, musikalische Theaterabende, die von den Zuschauern viel verlangen und ihnen viel zurückgeben, wenn man sich auf sie einlässt.

Stefan Keim über die Ruhrtriennale 2015 – 2017 (Welt am Sonntag)

Ein zutiefst humanes Stück über kulturelle Identität im Post-Kolonialismus, über Flucht und Integration. (…) Simons weicht der aktuellen Brisanz des Themas nicht aus.

Ulrike Gondorf über »Die Fremden« (Deutschlandradio Kultur)

Alles an der Inszenierung von Johan Simons betont den Abstand zur Realität, die Un-Gleichheit, die Differenz. Was hier stattfindet ist, die gewollte Überforderung durch vervielfachte Positionen aus Musik, Sprache, Bild und Raum. Der Zuschauer findet keinen Halt, stolpert permanent auf der Suche nach dem einen Sinn. (…) Die Dramaturgen Vasco Boenisch und Tobias Staab haben den schleifenartig mäandernden Text streng auf »Stellen« hin abgesucht. Sie arbeiten heraus, wie das Kolonisierte durch die Erzählung noch einmal zum Verschwinden gebracht wird.

Karin Fischer über »Die Fremden« (Deutschlandfunk)

Johan Simons hat eine Sinfonie der Fremdheit choreografiert, die in ihren Einzelteilen und als Ganzes den eurozentristischen Standpunkt nicht nur in Frage stellt, sondern obsolet erscheinen lässt. Sein niederländisch-deutsch-estnisch besetztes Ensemble verkörpert in diesem Fall perfekt diesen Ansatz. Simons erschafft jene Mehrdimensionalität, die Daouds Buch übrigens eindeutig fehlt. Mit der Wiederbelebung der Kohlenmischhalle in Marl hat Johan Simons auch das Konzept Gérard Mortiers erfreulich wiederbelebt: Kunst mit politischen Widerhaken zu machen; Gewissheiten in Frage zu stellen oder, wie hier, unsere Ungewissheiten zu spiegeln.

Karin Fischer über »Die Fremden« (Deutschlandfunk)

Dieser Abend hat keine Angst vor Symbolik. Es geht um Fruchtbarkeit; den Tod; das Kreatürliche. Ständig wechselnde animierte Videos – eine Schlange, ein Krokodil, eine computeranimierte Frau mit Babybauch – oder Bilder zerstörter Natur werden überschrieben mit Texten aus der Literatur, der Medizin oder aus Internet-Foren.

Karin Fischer über »MEDEA.MATRIX« (Deutschlandfunk)

Eine Stunde lang steht Birgit Minichmayr ungerührt auf einem weißen Altar, lässt sich zu nichts bewegen als dazu, in trotziger Pose zu wiederholen: »Wollt ich dreimal lieber doch in Schlachten stehen als gebären einmal nur!« Eine coole Hohepriesterin der Verweigerung jeglicher Unterwerfung.

Nicole Golombek über »MEDEA.MATRIX« (Stuttgarter Zeitung)

Ein Taumeln sagt mehr als tausend Worte. – Die Tanzkünstlerin Anne Teresa De Keersmaeker begeistert mit der »Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke«.

Eva-Elisabeth Fischer über »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« (Süddeutsche Zeitung)

Den nachhaltigen Schlussakkord seiner ersten Triennale setzte Anne Teresa De Keersmaeker. Sie modulierte aus Rainer Maria Rilkes fiebrigem Prosa-Poem »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« ein synästhetisches Tanz-Theater, in dem Wort, Bewegung und Musik zu einer grandiosen Synthese verschmelzen. Die außergewöhnliche Tänzerin De Keersmaeker überrascht dabei als ebenbürtige Schauspielerin. (…) Sie lauscht dem Poem mit dem Körper den ihm eigenen Takt ab, lässt sich von ihm beatmen, was die Phrasierung des Gesprochenen wie auch der Bewegung bestimmt. Getragen von ihrer höchst musikalischen Diktion, transformiert sie rastlos trippelnd, aushufend, sich drehend und dehnend die Sprache in Tanz. Ohne je der Versuchung zu erliegen, das gesprochene Wort zu verdoppeln.

Eva-Elisabeth Fischer über »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« (tanz)